Reportage

En Vogue: Pelz!

30. Dezember 2020 -
En Vogue: Pelz! - © Barbara Marko
© Barbara Marko

Kürschnerin Charlotte Binder-Küll verarbeitet in ihrem Pelz­atelier Neundlinger in Linz mit viel handwerklichem Know-how Pelze von nachhaltiger Herkunft und höchster Qualität. – Ein Werkstatt­besuch.

Samtig weich fühlt sich der Fuchs­pelz an, wenn man vorsichtig mit der flachen Hand darüberstreicht. Auf dem großzügigen Arbeitstisch in der Werkstatt des Pelzateliers Neundlinger liegen ­einige fein säuberlich gegerbte Rotfuchs­decken ausgebreitet. Ein Jäger hat die Bälge zahlreicher von ihm selbst ­erlegter Rotfüchse gerben lassen. Für seine Frau lässt der Weidmann aus der Beute, die er in der vergangenen Zeit machen konnte, einen Pelzmantel designen und maßanfertigen. Damit entsteht aus der Hand von Charlotte Binder-Küll, Kürschnerin und Inhaberin des traditionsreichen Linzer Pelzateliers, ein weiteres Unikat aus der nach­haltigen Ressource Rotfuchs, einem wichtigen, ästhetischen und qualitativ hochwertigen Produkt der heimischen Jagd.

En Vogue: Pelz! - © Reed Exhibitions Salzburg/Andreas Kolarik

© Reed Exhibitions Salzburg/Andreas Kolarik

Red Fox Austria Award

Jahr für Jahr ist der Red Fox Austria Award ein nicht wegzudenkender Fixpunkt der internationalen Fachmesse „Hohe Jagd & Fischerei“ in Salzburg.

Im Jahr 2020 wurde der Award zum 14. Mal verliehen. Bei der Veranstaltung präsentieren ausgewählte österreichische Kürschner die Möglichkeiten der kreativen Verwertung heimischer Rotfuchsbälge der Öffentlichkeit. Eine mehrköpfige Fach- und Prominentenjury kührt jährlich den Sieger des begehrten Awards. 2020 belegte Charlotte Binder-Küll mit ihrer Pelzkreation den dritten Platz und erhielt den Sonderpreis der Redaktion WEIDWERK: eine vierseitige Reportage im Wert von knapp € 20.000,–.

Über die außergewöhnliche Pelzjacke wollten wir natürlich unbedingt mehr erfahren! Charlotte Binder-Küll erklärt: „Unsere Jacke ist aus ge­schorenen Rotfüchsen mit Organzabändern gefertigt. Die Schur nimmt zwar dem Rotfuchs die typische ­Langhaaroptik, macht die Jacke aber tragbarer und trägt nicht so auf. Die luftgalonierten Bordüren an der Länge und den Ärmeln bringen einen zusätzlichen Effekt. Der Stehkragen ist aus den besonders langhaarigen Nacken­teilen der Rotfuchsfelle ge­arbeitet, was jeder Frau absolut schmeichelt. Ziel für uns war, ein ­topmodisches ­Modell – die Silhouetten werden wieder großzügiger, dazu ­kommen überschnittene Schultern – in ungewöhnlicher Optik zum Design­wettbewerb zu schicken.“

En Vogue: Pelz! - © Barbara Marko
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En Vogue: Pelz! - © Barbara Marko
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Jahrzehntelange Passion

Vor beinahe 90 Jahren, im Jahr 1933, wurde das Pelzatelier Neundlinger gegründet. Charlotte Binder-Küll ist seit 1995, in dritter Generation, die Inhaberin des Pelzateliers. „Der Wunsch, Kürschnerin zu werden, entstand schon als Volksschulkind. Ich war immer schon von den Materialien, der Weichheit und Feinheit fasziniert, habe damals immer wieder in der Werkstatt Hausübungen gemacht oder für meine ­Puppen die ersten Mäntel aus Resten gefertigt“, erinnert sie sich. Nach der Matura in der Handelsakademie in Linz und anschließender Kürschnerlehre im elterlichen Betrieb sammelte Binder-Küll in Wien und Zürich zusätzliche Erfahrungen.

Ihr Pelzatelier zählt heute sechs Mitarbeiterinnen, eine Gesellin und eine junge Meisterin. Verarbeitet werden nur Felle hochwertigster Qualität aus europäischer Herkunft und Zurichtung (Gerben und Färben). Neben Fellen aus der heimischen Jagd werden auch Neben­produkte aus der Nahrungs­mittel­produktion, etwa Lammfelle und Kanin, verarbeitet, weiters Felle aus kontrollierten Zuchtbetrieben. Bei Zucht­ware gilt die alleinige Verwendung von ­Fellen mit OA-Deklaration, eine Verordnung, die garantiert, dass Pelze aus Ländern stammen, in denen die Produktion unter Einhaltung der Tierschutzgesetze verläuft. Verarbeitet werden etwa Rotfuchs, Wiesel und Nerz zu Jacken, (Kurz-)Mänteln, Innenfutter, Mützen, Schals, Handschuhen, Muffs, Krägen, ärmellosen Westen, Handtaschen, Accessoires wie Schlüssel­anhängern, bis hin zu Pölstern, ­Hockern, Decken, Fauteuilüberzügen oder Autositzbezügen.

Die Fachbereiche des Pelzateliers sind die Neuproduktion, aber auch die Umgestaltung bereits bestehender Pelzmäntel. „Bei unserer Arbeit wählen wir jene Verarbeitungsmethoden, die die Schönheit des Fellmaterials besonders zur Geltung bringen, wobei modische Inputs in die Überlegungen einfließen.“ Jedes Stück ist ein Unikat. Beim ­Entwurf und bei der Fertigung zählen für Charlotte Binder-Küll das Wohl­fühlen, die Leichtigkeit, eine vielseitige Tragbarkeit und eine perfekte hand­werk­­liche Verarbeitung. „Im Erstgespräch versuche ich mich in die Kundin hineinzufühlen, um deren Leben, Einstellung und Vorstellungen kennenzulernen“, so Binder-­Küll. So entsteht eine individuelle Pelzkreation.

Unikate für die Ewigkeit

Samtig weich und fein fühlen sich die Rotfuchsfelle auf dem Arbeitstisch im Atelier an. „An welchen Stellen die einzelnen Fuchspelze für den Pelz­mantel der Jägersgattin positioniert werden, hängt von der ganz indivi­duellen Färbung der Felle ab“, so die Kürschnerin. „Unsere Unikate unter­streichen die Persönlichkeit ihrer ­Trägerin und bereiten über viele Jahre Freude.“ So wird es auch mit der Kreation sein, an der Charlotte Binder-Küll und ihre Schneiderinnen gerade arbeiten.

Pelzatelier Neundlinger

Inhaberin Charlotte Binder-Küll
Promenade 27
4020 Linz

Tel. +43 (0) 732/77 78 46
E-Mail: office@pelz-mode.at
Web: www.pelz-mode.at

Öffnungszeiten:
Montag–Freitag:
von 9–12 und 14–18 Uhr
Samstag: im Jänner und Februar von 10–13 Uhr, von März bis September nur nach persönlicher Vereinbarung

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