Reportage

Fesche Felle!

1. Januar 2021 -
Fesche Felle!

Den Wunsch, mit den eigenen Händen etwas von Bestand zu schaffen, hegte die Tirolerin Erika Roehr schon lange. Dass sich ihr Interesse an der Verarbeitung von Naturmaterialien zu einer wahren Kürschnerleidenschaft ­entwickeln würde, davon war sie selbst überrascht! Ein Interview mit der ­kreativen Jägerin, Kürschner- und Säcklermeisterin Erika Roehr.

Immer schon wollte die Tirolerin Erika Roehr einen handwerklichen Beruf erlernen. Früh lag es für Erika auf der Hand, ihr Leben dem Kürschnerhandwerk zu widmen. Als Jugendliche absolvierte sie eine Schnupper­woche – und daran anknüpfend – die Lehre in einem Innsbrucker Kürschnerbetrieb, der Firma Hager-­Pelze. Seit bereits mehr als zwanzig Jahren ist Erika Roehrin ihrer Heimat Rinn in Tirol selbstständig. Sie ist Kürschner- und Säcklermeisterin und verarbeitetin ihrer Pelz- und Lederwerkstatt gegerbte Felle und Decken. Spezialisiert hat sich die Tirolerin auf die ­Verarbeitung von Fellen und Decken heimischer Wildtiere. Von welchen nachhaltigen Ressourcen, also ­welchen erlegten Wildtieren, stammen die natürlichen Roh­materialien? Und woher bezieht sie die Felle, die siezu kreativen Kleidungsstücken und Accessoires ver­arbeitet? Welche Stücke fertigt die kreative Kürschnerin und Säcklerin daraus in feinster Handarbeit? Diese ­Fragen hat sie uns in einem Interview beantwortet.

WEIDWERK: Was sind Herausforderungen deines ­Berufs, und was ist das Schöne daran?
Erika Roehr: Ich mag die Herausforderung – jedes Fell ist anders. Ich kann kreativ sein. Die meisten Kunden bringen mir ihre selbst erlegten Felle. Es ist einfach schön zu sehen, wie sich die Kunden dann über die Stücke des eigenen Jagderlebnisses freuen.

WEIDWERK: Mit welchen gegerbten Decken undFellen hast du bisher gearbeitet, und mit welchen ­arbeitest du am meisten bzw. am liebsten?
Erika: Ich habe schon mit vielen verschiedenen Fellen gearbeitet. Am häufigsten fertige ich Hirschlederhosen an. Die Decken von Hirsch und Gams werden zuvor, ebenfalls in Österreich, in einer Gerberei sämisch ­gegerbt. Ich verarbeite aber auch gerne das Fell von Rotfuchs, Dachs, Marder und Waschbär – also alles,was bei der Jagd anfällt.

WEIDWERK: Was sind die häufigsten Kundenwünsche?
Erika: Neben den zahlreichen Hirschlederhosen, dieich für meine Kunden maßanfertige, stelle ich etwa Fellkappen oder auch Decken aus zahlreichen Fuchsbälgen her. Außerdem sind Westen beliebt, etwa aus Marder, gerne auch in Verbindung mit Loden. Lodenist ein weiteres Produkt, mit dem ich gerne arbeite,da dieser ein Stoff ist, der rein aus Naturmaterialien ­hergestellt ist. Gerne lassen sich meine Kunden auch Pölster anfertigen, etwa aus Fuchsbälgen, oder Jacken, Mäntel, Krägen und Stolas aus Fellen der heimischen Jagd.

WEIDWERK: Was war das außergewöhnlichste Stück, das du bisher gefertigt hast?
Erika: Alle meine Stücke sind Unikate. Ein besonderes Stück ist etwa eine ärmellose Weste aus Fell vom ­Alpenmurmeltier, und die Rückseite des Stückes istaus Loden. Highlights, die das Werkstück abrunden, sind Hirschhornknöpfe. Das Besondere an der Westeist ­sicherlich, dass die dafür verarbeiteten Felle von Murmeltieren stammen, die in den Tiroler Alpen erlegt und ebenfalls, von mir, in Tirol zu einem zeitlosen und die Zeit überdauernden Kleidungsstück verarbeitet wurden.

Die erste Weste dieser Art habe ich aus von mir selbst erlegten Murmeltieren hergestellt. So hatte ich ein Kleidungsstück, das ich gleichzeitig und mehr oder minder indirekt auch als Trophäe ansehen kann. Eine befreundete Tiroler Jägerin war von der Weste so ­angetan, dass sie sich aus ihren erlegten Murmeltieren ebenfalls eine von mir fertigen ließ. In dieser Weste sind drei Murmeltierfelle verarbeitet.

WEIDWERK: Was sind Highlights deiner bisherigen ­beruflichen Laufbahn?
Erika: Ich mache jedes Jahr beim Red Fox Austria Award mit und habe auch schon zweimal gewonnen.Es ist eine besondere Herausforderung, die kreative Verwertung des österreichischen Rotfuchses der ­Öffentlichkeit zu präsentieren. Mir zu überlegen, in welcher Art und Weise ich Rotfuchspelz für denRed Fox Aus­tria Award in Szene setze, macht jedesJahr aufs Neue großen Spaß!

WEIDWERK: Was ist für die Zukunft geplant?
Erika: Für die Zukunft wünsche ich mir, dass noch mehr Jägerinnen und Jäger zu mir kommen und sich aus selbst erlegten Fellen etwas machen lassen. Etwas, das die Trägerin bzw. den Träger immer wieder andas Erlebnis der Jagd zurückdenken lässt und einfach Freude beim Tragen macht!

Pelz- und Lederwerkstatt by Erika Roehr
Kürschner- und Säcklermeisterin, Maßanfertigung von Fell-Kleidungs­stücken, (Hirsch-)Lederhosen, Änderungen und Reparaturen
Tel. 0 676/405 84 05.

Das könnte Sie auch interessieren: Reportage En Vogue Pelz, Reportage Füchse zum Anziehen