Reportage

Tägliche Dosis Pulverschmauch

21. Januar 2021 -
Tägliche Dosis Pulverschmauch

Dass Pistolen nicht nur für Männerhände bestimmt sind, beweist Amelie Eichinger, die sämtliche Vorurteile mit ihrer Glock über den Haufen schießt. Die junge Niederösterreicherin ist die erste weibliche Schießtrainerin des deutschsprachigen Raumes im Verteidigungsschießen. Ein Interview.

Gerade für Jägerinnen und Jäger hat der sichere Umgang mit Faustfeuerwaffen jüngst enorm an Bedeutung gewonnen: Eine Waffenbesitzkarte (WBK) erlaubt in Kombination mit einer gültigen Jagdkarte das Führen einer Faustfeuerwaffe während der tatsächlichen Ausübung der Jagd. Es ist daher äußerst wichtig, nicht nur über die Berechtigung, sondern auch über entsprechende Kenntnisse darüber zu verfügen! – Amelie Eichinger machte ihre Leidenschaft, das Faustfeuerwaffenschießen, zum Beruf; sie ist zertifizierte Schießtrainerin bei Edelweiss Adventure. Neben dem Schießen betreibt Amelie erfolgreich Social-Media-Arbeit (Instagram: @amy9x19), ihre Aufgabengebiete auf der Anlage reichen von Webbetreuung über Kundengespräche bis hin zu Lehrauftritten. Wie kam es, dass Amelie ihre Passion nun professionell betreibt? Hat sie Tipps für FFW-Anfänger? Und was bringt die Zukunft? Das verrät sie im WEIDWERK-Interview!

WEIDWERK: Wie bist du auf das Faustfeuerwaffenschießen aufmerksam geworden, und wie kam es, dass du das nun professionell machst?
Amelie Eichinger: Eigentlich hat sich das familiär bedingt entwickelt. Da mein Papa Heinz Eichinger schon sehr lange aktiv im Dienst bei einer österreichischen Spezialeinheit als Schießausbildner tätig ist und meine Eltern vor über 10 Jahren einen eigenen Schießverein gegründet haben, hatte ich das große Glück, recht früh Pulverschmauch inhalieren zu dürfen (lacht). Auch das Thema Faustfeuerwaffen und deren sichere Handhabung waren in meiner Familie stets präsent und letztendlich hat sich aus anfänglichem Interesse und starker Neugier meinerseits, im Laufe der Zeit und mit zunehmender Praxis, eine richtige Passion daraus entwickelt. Für mich war also von meiner frühen Jugend an klar, dass ich die Materie „Schießen“ und alles was dazugehört, unbedingt näher kennenlernen will – so ist es auch dazu gekommen, dass ich, als es mir gesetzlich möglich war, alle waffenrechtlichen Dokumente beantragt habe, um dieses Ziel weiter zu verfolgen und möglichst schnell und intensiv mit meiner Schießausbildung beginnen zu können. Nachdem mir außerdem ein gewisses Talent im Umgang mit Schusswaffen nachgesagt wurde und ich mit viel Training, Disziplin und Ehrgeiz, ein gewisses Level an Kompetenz und Können im Umgang mit Faustfeuerwaffen erlangt habe, fasste ich 2019 dann letztendlich den Entschluss, die erste jüngste, weibliche Schießtrainerin im Sektor des Verteidigungsschießens zu werden.

WEIDWERK: Bitte erzähle etwas über deine Aus­bildung zur Schießtrainerin.
Amelie: Um zur eigentlichen SchießtrainerInnen-Ausbildung zu kommen, muss ich ein wenig weiter, zu meinen Schießanfängen ausholen. Begonnen habe ich mit vielen Einzelstunden und Trockentraining bei und mit meinem Papa, da es gerade in der Schießausbildung als solcher, besonders wichtig ist, zuerst richtige und vor allem sichere Grundlagen zu erlernen und zu automatisieren. Und wie ginge das besser, als mit einem der renommiertesten Trainer im deutschsprachigen Raum, der zufällig auch noch der eigene Vater ist? (lacht) Nachdem ich mir in den Einzeltrainings dann also einen Grundpool an Handhabungssicherheit angeeignet hatte, habe ich alle Ausbildungsmodule bei Edelweiss Adventure der Reihe nach, und teilweise aus eigenem Ehrgeiz und hohen Ansprüchen an mich selbst, sogar mehrmals absolviert. Dies ist eine der Grundvoraussetzungen, um zum Trainerlehrgang zugelassen zu werden, ebenso wie eine überdurchschnittliche Schießfertigkeit bereits zu Beginn des Lehrgangs. Zusätzlich wurde ich Vereinsmitglied im Schießverein meiner Eltern und habe dort einmal wöchentlich am geleiteten Training teilgenommen und oftmals auch zusätzlich noch Stunden auf der Range zum Trainieren verbracht. Die eigentliche SchießtrarinerInnen Ausbildung bei Edelweiss Adventure hat dann Anfang des Jahres 2020 begonnen. Jetzt waren wir bei den Modulen das „Beiwagerl“ und lernten die Inhalte aus Sicht des Ausbildners – schließlich lag der Schwerpunkt auf der Vermittlung unserer Lehrmeinung. Uns wurden sowohl didaktische Fähigkeiten und theoretische Kompetenz als auch praktisches Können abverlangt. Im Dezember konnte ich die Trainerausbildung schließlich, nach einigen intensiven Kurs- und Prüfungstagen in Theorie und Praxis mit Bravour absolvieren.

WEIDWERK: Wie sehen deine Tage auf der Range aus? Machst du sowohl Einzel- als auch Gruppentrainings?
Amelie: Ich habe das große Glück behaupten zu können, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte und dadurch jeder Tag für mich aufs Neue erfüllend und fordernd zugleich ist. Erfüllend und fordernd deshalb, weil das Schießen als solches lebendige Materie bleibt, der Umgang mit Menschen immer einzigartig ist und kein Tag auf der Range dem anderen gleicht. Da ich neben dem Schießen auch Social-Media-Arbeit betreibe (Instagram @amy9x19), reichen meine Aufgabengebiete auf der Anlage also von Webbetreuung über Kundengespräche bis hin zu Lehrauftritten. Von Waffenführerscheinen, Einzel- und Gruppentrainings bis hin zu Ausbildungsmodulen sind also alle Arten der Ausbildung vertreten und ich darf den KundInnen auf diesen Wegen die Materie „Schießen“ mit viel Herzblut näherbringen.

WEIDWERK: Was gefällt dir am FFW-Schießen so gut? Worin liegen die Herausforderungen?
Amelie: Das Schießen mit FFW ist eigentlich ein Handwerk, das Konzentration, Geschicklichkeit und Disziplin erfordert. Besonders gefällt es mir, die eigene Entwicklung beobachten und sich stets weiterentwickeln und fortbilden zu können. Ein ständiges Mitdenken und Beurteilen. Da ich von klein auf ein sehr ehrgeiziger und ambitionierter Mensch bin, gefällt es mir gerade beim Schießen so gut, dass ich mich an mir selbst messen und immer weitere Ziele verfolgen und durch Disziplin und Fleiß auch erreichen kann. Außerdem kann ich so wunderbar abschalten, wenn ich auf der Range bin, weil es dann für mich nur noch meine Glock, die Patronen und die Zielscheiben gibt. Ich liebe diese Kombination aus geistiger und körperlicher Beanspruchung.

Die Herausforderungen liegen meiner Meinung darin, sich gerade anfangs nicht von zu vielen Ausbildungsangeboten irritieren und verunsichern zu lassen – gibt es doch gerade auf unserem Sektor viele selbsternannte Trainer ohne seriösen Hintergrund oder jede Menge YouTube-Videos zum Thema Schießen. Zuallererst sollte jeder selbst entscheiden, warum man den Umgang mit Schusswaffen erlernen möchte und was man damit erreichen will. (Sport, Jagd, Wettkampf, Selbstverteidigung oder eine Kombination?) Wenn der Entschluss erstmal gefasst ist, gibt es für jede Kategorie auch den richtigen Anbieter.

WEIDWERK: Hast du einen Tipp für FFW-Anfänger?
Amelie: Einfach anfangen! Am besten sucht man sich eine Ausbildungsstätte mit kompetenter Beratung, die einen von Anfang an bei der Hand nehmen kann und bei der man sich gut und sicher betreut fühlt. Durch regelmäßiges Training und gute Ausbildung kann auch der größte Anfänger zum besten Schützen werden, man darf sich anfangs nur nicht unterkriegen lassen, sondern im eigenen Tempo unbedingt den Spaß an der Sache behalten.

WEIDWERK: Welche FFW führst du? Hast du eine Lieblingswaffe? Wenn ja, wieso genau diese?
Amelie: Pistolen besitze ich diverse Glock-Modelle, alle Kaliber 9mm. Ich glaube damit erübrigt sich auch die Antwort, welche meine Lieblings-Pistole ist (lacht). Begonnen habe ich damals mit einer M22 von ISSC Austria, habe dann aber rasch zu Glock gewechselt und bin mit großer Liebe zu Marke und Pistole daran hängengeblieben. Glock ist und bleibt für mich und meine Arbeit im Sektor des Verteidigungsschießens einfach das beste Werkzeug, das sich durch Verlässlichkeit, Robustheit und Sicherheit auszeichnet. Außerdem finde ich den Gedanken schön, ein solch perfektes Produkt benutzen zu können, das dazu noch made in Austria ist!

WEIDWERK: Was bietet Edelweiss Adventure?Wer sind die Zielgruppen der Anlage? Ist es auch für Anfänger geeignet? Braucht man eine eigene Waffe mit oder kann man sich vor Ort für einen Schnuppertag auch eine Waffe ausborgen?
Amelie: Unsere Anlage bietet 2 Indoor Schiessanlagen für dynamisches Schießen. Es ist ein Schießen mit Kurz- und Langwaffe bis Kaliber .223 möglich – am besten sieht man das unter www.edelweiss.world! Wir bieten jedem, der das Schießen mit Pistole oder halbautomatischer Langwaffe von der Pike auf lernen möchte die Möglichkeit einer modularen Ausbildung mit professionellen Trainern – sei es in Einzelstunden, Trainings oder Ausbildungsmodulen. Es besteht aber auch die Möglichkeit sich einzumieten und selbständig zu schießen. Wir bieten sowohl Waffenführerscheine, Schnupperschießen, diverse Ausbildungen und Trainings bis hin zu Force-on-Force-Szenarientrainings und Spezialmodule für die Exekutive an. Leihwaffen und Leihausrüstung stehen selbstverständlich auch zur Verfügung.

WEIDWERK: Was ist für die Zukunft geplant? Was sind deine weiteren Pläne?
Amelie: Für die Zukunft plane ich, das Verteidigungsschießen als Disziplin bekannter zu machen und dem Thema Schießsport selbst eine größere Lobby zu verschaffen. Außerdem ist es mir eine Herzensangelegenheit, den Schießsport noch mehr für Frauen zugänglicher zu machen und die Scheu davor durch Beseitigung von Vorurteilen nehmen zu können. Es sind bereits einige tolle Projekte in Planung, über die ich allerdings noch nicht sprechen darf! Auf meinem Instagramprofil @amy9x19 könnt Ihr aber alles immer aktuell verfolgen. Nur so viel – es bleibt spannend, denn – Girls can!

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