6. Teil | Lebensraum-Serie: Rehwild
Abschussdichten verschiedener Wildarten in den österreichischen Bezirken seit 1955. – 6. Teil: Rehwild.
In den Jahren 2005/06 erschien im WEIDWERK zum Jubiläum „50 Jahre Staatsvertrag“ eine 19-teilige Serie mit einem Rückblick auf die Veränderung der Jagdstrecke in Österreich in Abhängigkeit von Lebensraumtyp und Wildart. Nun erfolgt für einige Wildarten ein Update mit den weiteren Entwicklungen in den letzten 15 Jahren. Diese WEIDWERK-Serie bietet einen Überblick über die oft interessanten Veränderungen während der letzten 64 Jahre.
Die Bezirke mit den besten Rehwildhabitaten Österreichs (Hügellandschaften mit häufigem Wechsel von Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen) wiesen bereits in der ersten Periode (1955–1964), als Rehwild im Gebirge und auch im Flachland noch spärlich vorhanden war, Abschussdichten von über vier Stück pro 100 ha auf.
In der zweiten bis fünften Periode ist die sukzessive Ausbreitung des Kulturfolgers Reh in Österreich an den ansteigenden Abschussdichten gut ersichtlich (siehe Abbildung 1). Derzeit weisen nahezu alle Bezirke in Österreich Abschussdichten über ein Stück, viele davon über zwei bzw. vier Stück und vier Bezirkesogar über acht Stück pro 100 ha Bezirksfläche auf. Die größte mittlere Abschussdichte ergibt sich für den Bezirk Eferding (OÖ) mit 12,5 Stück/100 ha (Periode 2005–2014).
In den Bezirksflächen sind alle vom Rehwild nicht besiedelten Flächen, deren genaues Flächenausmaß unbekannt ist, inkludiert. Es ist also davon auszugehen, dass die tatsächlich vom Rehwild bewohnte Fläche kleiner als die Bezirksfläche ist, wodurch Abschussdichten, bezogen auf die besiedelte Fläche, höher ausfallen würden. Dies stört aber nicht den Vergleich der Abschussentwicklung auf identen Bezirksflächen über die Zeit. Lokale, revierweise Abschussdichten können von diesem durchschnittlichen Bezirkswert stärker abweichen.
Jagddruck
Dass heute trotz zunehmender Lebensraumeinschränkung und vermehrter Barrieren für das Wild mehr Rehe zur Strecke kommen als in den vergangenen Jahrzehnten, kann jagdlich als Erfolg gesehen werden. Zumindest wenn damit keine landeskulturell untragbaren Wildschäden verbunden sind. In den Bezirken mit längerfristig sehr hohen Abschussdichten stellt sich jedoch die Frage, ob diese Dichten jagdwirtschaftlich auf Dauer erwünscht sind. Eine sehr hohe Strecke erfordert für die Abschussplanerfüllung und Wildstandsregulierung einen entsprechend hohen Zeitaufwand, der dann oft nicht mehr gewährleistet werden kann.
Der Jagddruck steigt bei hoher Abschussdichte in der Regel an, wodurch das Wild scheuer und schwieriger bejagbar wird. Die Gefahr von Wildschäden in der Land- und Forstwirtschaft ist bei hohen Wildbeständen naturgemäß erhöht, vor allem eine weitgehend schadensfreie Überwinterung des Wildes kann dann besonders schwierig werden. Damit die Entwicklung nicht in eine ungewollte Richtung läuft, die letztlich schwierig zu korrigieren ist, sind rechtzeitig klare Zielvorgaben und konsequente Maßnahmen erforderlich. Diese können regional unterschiedlich sein.
Foto Michael Breuer