Großtrappe - © Franz Kovacs
© Franz Kovacs
Serie

Für Jäger und Naturinteressierte bietet jeder Monat des Jahres seine Highlights. Während manche Naturschauspiele, wie Brunft oder Balz, meist recht spektakulär ablaufen, gibt es auch zahlreiche Details, die uns auf den ersten Blick verborgen ­bleiben. Zeit, diese vor den Vorhang zu holen. – Großtrappe.

Die Balz des Auerhahns ist weithin bekannt, was vielleicht mitunter daran liegt, dass er in Österreich recht weit verbreitet und dadurch häufig im Gespräch ist. Seltener und auf wenige Regionen im Osten des Landes begrenzt ist hingegen die Großtrappe, die eine Balz vollzieht, die der des Auerhahns mindestens ebenbürtig ist. Doch nicht nur in Bezug auf die Balz ist die Großtrappe durchaus mit dem Auerwild vergleichbar!

Schwergewicht

Der Großteil der weltweit vorkommenden Trappenarten lebt in Afrika. Die Großtrappe ist eine von zwei in Europa lebenden Trappenarten. Die zweite Art, die Zwergtrappe, brütet heute nicht mehr bei uns und ist überwiegend in Frankreich und auf der Iberischen Halbinsel (Spanien und Portugal) zu finden.
Während die Zwergtrappe etwa so groß wie eine Fasanhenne ist, hält die Großtrappe den Rekord als schwerster flugfähiger Vogel Europas. Oft wird ihr sogar der Titel als schwerster flugfähiger Vogel der Erde zugesprochen, doch hat sie in Afrika eine Verwandte, die noch einen draufsetzt: die Riesentrappe. Dennoch: Die Flügelspannweite ausgewachsener Großtrappen ist beachtlich. Beim Weibchen („Trapp­henne“) sind es bis zu 190 cm, das Männchen („Trapp­hahn“) bringt es sogar auf bis zu 260 cm!
Bei den Trappen herrscht ein ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus. Die Trapphahnen bringen bis zu 18 kg auf die Waage, während die Hennen mit etwa 5–6 kg ein Drittel dessen wiegen. Im Vergleich dazu wirkt der „Große Hahn“ (Auerhahn) mit seinen 5 kg wie ein Feldsperling.

Steppenvogel

Wenn man sich vor Augen führt, dass die überwiegende Anzahl der Trappenarten als typische Steppenvögel in ­Afrika lebt, kann man etwa herleiten, welchen Lebensraum auch die heimische Großtrappe bevorzugt: Es sind trockene, offene Ebenen in niederen Höhenlagen, extensiv bewirtschaftete Flächen und brachenreiches Agrarland. In Österreich finden wir diese Lebensräume heute – wenn auch hier selten geworden – noch im Osten des Landes (in Niederösterreich und dem Burgenland). Eine weiträumige Sicht ist für diese Vögel essenziell, um ihr Sicherheits­bedürfnis befriedigen zu können. Doch auch für die Balz spielt dieser Faktor eine nicht unerhebliche Rolle, wie wir noch sehen werden.
Die Großtrappe macht es jenen, die sich um ihren Schutz bemühen, nicht gerade einfach. Neben den Ansprüchen an diese inzwischen selten gewordenen Habitate sind sie auch bei der Nahrungswahl auf einen bunt gedeckten Tisch angewiesen. Überwiegend ernähren sie sich pflanzlich, etwa von Raps, Klee, Erbsen, Luzernen, Kräutern und Beeren; aber auch tierische Kost, wie Insekten, Würmer und Schnecken – ja manchmal sogar kleine Nagetiere, wie Mäuse – wird vor allem zur Jungenaufzucht und während der Mauser ­benötigt.

„Federball“

Den Winter verbringen die Vögel in Trupps, die sich etwa im März wieder auflösen. Außerhalb der Brutzeit sind Großtrappen sehr gesellig, doch nun beginnt die Balz, zu der sich die Hahnen um die besten Plätze streiten. Ähnlich wie wir es von Birk- und Auerwild kennen, liefern sich die Trapphahnen teils heftige Auseinandersetzungen und bieten den Hennen eine spektakuläre Show.
Neben den Flattersprüngen, bei denen die hellen Flügelunterseiten gezeigt werden, haben die Hahnen einige weitere Tricks auf Lager, um sich den Damen von ihrer besten Seite zu zeigen. Dabei werden bei der Hochbalz der Stoß auf den Rücken geklappt, die Schwingen nach oben und vorne gedreht, ein Luftsack an Hals und Kehle aufgeblasen, wodurch auch der Trappenbart prachtvoll zu Schau gestellt wird, und der Hals zurückgelegt. Es entsteht ein fast vollständig weiß erscheinender „Federball“, der sich noch dazu zuckend in der Landschaft bewegt. Das macht die Hahnen in dem flachen und übersichtlichen Lebensraum weithin sichtbar.

Bodenlebend

Die Hennen lassen sich vom besten Hahn treten und bebrüten anschließend die 1–3 Eier nach ihrer Ablage in einer flachen Bodenmulde. Nach nicht ganz einem Monat schlüpfen die Küken, die von der Henne geführt werden und meist bis zur nächsten Balz im Frühjahr bei ihr bleiben. In den ersten Lebens­wochen fressen sie noch nicht selbstständig, sondern werden von der Henne gefüttert.
Der Start ins Leben einer Trappe ist risikoreich. Bei einer Jungensterblichkeit von etwa 80 % vollendet im Durchschnitt nur jedes fünfte Küken sein erstes Lebensjahr. Auch wenn sie mit 3–4 Wochen bereits flugfähig sind, drücken sich die scheuen Vögel eher in Deckung oder rennen davon. Anders als Fasan und die heimischen Raufußhühner (Ausnahme Alpenschneehuhn), baumt die Trappe nicht auf. Im Herbst finden sich die Vögel dann wieder zu Trupps zusammen, die in großen Populationen recht stattlich sein können.

Dramatischer Rückgang

Die Großtrappe ist schon aufgrund ihrer Ansprüche an den Lebensraum nur inselartig verbreitet. Abgesehen von den Populationen in Asien liegen ihre Verbreitungsschwerpunkte in Europa heute in Spanien und Portugal sowie im Osten Ungarns. Kleinere, aber inzwischen wieder stetig wachsende Vorkommen liegen im Bundesland Brandenburg (Deutschland) und Ostösterreich. Bei uns lassen sich vier Vorkommen unterscheiden: Im west­lichen Weinviertel (Bezirke Hollabrunn und Horn), im Marchfeld (Bezirk Gänserndorf), auf der Parndorfer Platte und im Waasen/Hanság (beide im Bezirk Neusiedl am See).
Während die Großtrappe bis ins 19. Jahrhundert in Europa noch von den Rodungen und der sich ausbreitenden Landwirtschaft profitierte, gingen die Bestände bis Ende des 20. Jahrhunderts dramatisch zurück. Schuld daran sind die Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden. Es zeigt sich eine Ähnlichkeit zum Auerwild: Beide wurden früher als Schädlinge bejagt, das Auerwild als Forstschädling, die Großtrappe wegen ihrer Neigung, die Feldfrüchte zu fressen.
Um 1940 gab es in Österreich noch 700–800 Großtrappen, Ende der 1970er-Jahre noch etwa 100 und gegen Ende des Jahrhunderts schließlich nur noch 60. Die Aufhebung der Jagd auf dieses Wild der „Hohen Jagd“ im Jahr 1969 konnte daran nichts ändern. In Deutschland zeichnete sich ein ähn­liches Bild ab, mit einem Tiefpunkt in den 1990er-Jahren bei nicht einmal mehr 100 Vögeln.

Hoffnung?

Zahlreiche, auch von der EU geförderte Schutzprojekte zeigen inzwischen Wirkung! Pachtungen, Absprachen, Anlegen von Trappenbrachen und die Verlegung von Stromleitungen unter die Erde sorgen dafür, dass sich die Bestände in den letzten Jahren erholt haben und stetige Zuwächse zeigen. Bei der letzten grenzübergreifenden Zählung im Jänner 2021 wurden in Deutschland ungefähr 350 und in Österreich sogar über 600 Trappen gezählt. Das gibt Grund zur Hoffnung!

Höhepunkte im Überblick

  • Jänner/Februar: Überwintern in Trupps.
  • März: Wintertrupps lösen sich auf; ab Ende des Monats: Hahnen sondern sich ab und ­besetzen Balzplätze; Beginn der Balz.
  • April: Balz; Eiablage; ab Mitte des Monats: Brutbeginn der Hennen.
  • Mai: Ende der Balz; Eiablage; Brutzeit; Schlupf der ersten Küken; Jungenaufzucht.
  • Juni: bis Anfang des Monats: Brutzeit; Schlupf der Küken; ­Jungenaufzucht; erste Küken (mit 5 Wochen) flügge; Beginn der Mauser.
  • Juli: Jungenaufzucht; Küken (mit 5 Wochen) flügge; Mauser.
  • August: Jungenaufzucht; Mauser.
  • September/Oktober: Ende der Mauser; Zusammenschluss zu Wintertrupps.
  • November/Dezember: Überwintern in Trupps.
Die Flügelspannweite ausgewachsener Großtrappen ist beachtlich. - © Franz Kovacs
© Franz Kovacs
In der Balz streiten sich die Hahnen um die besten Plätze. - © Franz Kovacs
© Franz Kovacs
Großtrappenhennen. - © Franz Kovacs
© Franz Kovacs
Bei der Hochbalz wird der Trappenbart prachtvoll zu Schau gestellt. - © Franz Kovacs
© Franz Kovacs
Der Stoß wird auf den Rücken geklappt, die Schwingen nach oben und vorne gedreht. - © Franz Kovacs
© Franz Kovacs