Hohltauben zu zweit - Foto Florian Kainz - © Florian Kainz
Foto Florian Kainz © Florian Kainz
Serie

Für Jäger und Naturinteressierte bietet jeder Monat des Jahres seine Highlights. Während manche Naturschauspiele, wie Brunft oder Balz, meist recht spektakulär ablaufen, gibt es auch zahlreiche Details, die uns auf den ersten Blick verborgen ­bleiben. Zeit, diese vor den Vorhang zu holen. – Wildtauben.

In der Stadt oftmals als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet, gelten Tauben andererseits in vielen Kulturen auch als Symbol des ­Friedens („Friedenstaube“), der Liebe („Turteltaube“) oder der Treue („Hochzeitstaube“). Bei Tauben scheiden sich die Geister. Dürfen sie ja auch, ­jedoch sollte dabei zwischen der ­Straßentaube als verwilderte Form ehe­maliger Haustauben und den Wild­tauben­arten unterschieden werden. Letzteren werden zwei Gattungen zu­geordnet: die gräulichen Columba mit einer schwarzen Endbinde am Stoß (Ringel- und Hohltaube) sowie die bräunlichen Streptopelia, die eine weiße Endbinde am Stoß aufweisen (Türken- und Turteltaube).

Ringeltaube – die Taube

Die mit Abstand häufigste heimische Wildtaube (außerhalb der Städte) ist die Ringeltaube. Sie ist gleichzeitig auch die größte. Gut erkennbar sind der weiße Halsstreif sowie die ­weißen Querbänder, die sich im Flug an beiden ­Flügeln zeigen. Bei näherer Betrachtung fällt die gelbe Iris auf, die sie auch von der Hohl- (schwarz) und der Straßentaube (rot) unterscheidet.

Den Winter verbringen die Vögel zunehmend in Wintergemeinschaften in unseren Gefilden, und nur ein Teil zieht noch nach Südeuropa. Dieser ­kehrt ab Februar wieder in seine Brut­gebiete zurück, wo der Tauber nach Auflösung der hiesigen Winterverbände sein Territorium verteidigt. Der Balzflug des Taubers ist auffällig. Mit ­klatschenden Flügeln steigt er steil auf, um dann mit gespreizten Flügeln wieder abwärts zu gleiten. Zeigt sich eine Täubin von diesem wellenartigen Flug beeindruckt, bietet ihr der ­Tauber verschiedene Nistplätze an und umwirbt sie mit Nistmaterial. Im Endeffekt entscheidet jedoch sie, wo das einfache Nest gebaut wird.

Ringeltauben sind saisonal monogam, das heißt, sie bleiben nur für eine Brutsaison zusammen. In dieser Zeit bebrüten sie meist zwei Gelege mit ­jeweils zwei Eiern. In den 17 Tagen des Brütens wechseln sich Täubin und Tauber ab – eine seltene Arbeitsteilung im heimischen Vogelreich! Die geschlüpften Jungvögel – das gilt für alle heimischen Taubenarten – werden anfangs mit der sogenannten „Kropfmilch“ gefüttert. Dabei handelt es sich um ein milchiges, fettreiches Drüsen­sekret, das in der Kropfwand beider Geschlechter produziert wird.

Während der Kropf beim Menschen eine in der Regel durch Jodmangel ­hervorgerufene Vergrößerung der Schilddrüse bezeichnet, handelt es sich bei Vögeln um eine Erweiterung der Speiseröhre, in der Nahrung aufbewahrt und (unter anderem) bei Tauben auch die Kropfmilch produziert wird.

Nach etwa vier Wochen – meist im Juli – werden die Jungvögel flügge, und bei den Adulten steht die zweite Brut der Saison an. Im September löst sich die Paarbindung zugunsten der Wintergemeinschaften auf, und ein Teil der Vögel zieht zum Überwintern wieder in den Süden. Der fünfsilbige Ruf der Ringeltaube ist typisch und unverkennbar: „Ruguuhgu-gugu“.

Hohltaube – die Scheue

Die zweite gräuliche Wildtaube, der Ringeltaube auf den ersten Blick sehr ähnlich, ist die Hohltaube. Auch einer Straßentaube ähnelt sie, hat jedoch ein markant schwarzes Auge und keinerlei Weiß im Gefieder. Der Halsfleck ist grünlich. Bei uns eigentlich ein Kurzstreckenzieher mit Überwinterungsquartieren im Mittelmeerraum, zeigt sie – wie auch die Ringeltaube – eine zu­nehmende Neigung, in Mitteleuropa zu überwintern. Ihre Brut zieht sie meist in alten Schwarzspechthöhlen in Laub- und Mischwäldern mit altem Baum­bestand auf. Diese sehr scheue und seltene Taubenart ist in Österreich ganzjährig geschont und meidet landwirtschaftlich geprägte Flächen sowie Gebirge.

Mit 2,5–4 Monaten ist sie bereits verhältnismäßig früh geschlechtsreif. Doch auch die Tatsache, dass sich die Bruten überlappen können – das heißt, die Täubin sitzt schon auf der zweiten Brut, während der Tauber noch den ersten Nachwuchs füttert –, hilft dieser Art wenig, wenn durch die Intensivierung der Waldwirtschaft die benötigten Baumhöhlen zunehmend fehlen. Ein Umdenken in der Forstwirtschaft hat die Bestände in unseren Breiten jedoch in den letzten Jahren wieder stabilisiert. Ihr Ruf besteht aus zweisilbigen „Ouu-­ou“-Elementen (Betonung der ersten Silbe).

Türkentaube – die Besiedlerin

Wie ihr Name bereits verrät, kommt die Türken­taube ursprünglich aus Vorderasien, wo sie trockene Lebensräume, wie Halbwüsten und Trockensavannen, bewohnt. Durch günstige Bedingungen und eine äußerst gute Anpassungs­fähigkeit hat sie sich in den 1930er-­Jahren erstaunlich schnell über Südosteuropa ausgebreitet und konnte bereits 1943 im Großraum Wien nachgewiesen werden. Inzwischen hat sie sich bis an die Atlantikküste und Südskandinavien ausgebreitet, sodass sie nahezu in ganz Europa anzutreffen ist.

Sie ist fast einheitlich beigebraun gefärbt und hat einen schmalen, schwarzen Halsring. Im Gegensatz zur Hohltaube kann sie als Kultur­folgerin bezeichnet werden, da sie auch in Ortschaften des ländlichen Raumes brütet. Als Standvogel ist sie in Österreich das ganze Jahr über anzutreffen. Die Jungen sind ebenfalls früh ­geschlechtsreif und wandern teils sehr weit ab. Dieser Umstand hat ihr bei der Besiedlung neuer ­Lebensräume ebenfalls geholfen. Ihr Ruf ähnelt dem der Ringeltaube, ist jedoch nicht fünfsilbig, sondern nur drei­silbig: „Ruuguuh-gu“ (Betonung der ersten beiden Silben).

Turteltaube – die Kleinste

Nicht nur die kleinste, sondern auch die bunteste – sofern man bei den beschriebenen Tauben von bunt sprechen kann – der bei uns lebenden Tauben ist die Turteltaube. Neben dem röt­lichen Augenring fallen vor allem die Federn ihrer Flügeldecken auf. Diese sind schwarz mit breiten orange­braunen Rändern und damit lebhafter beziehungsweise kontrast­reicher als die der anderen heimischen Wildtaubenarten. Der Halsfleck der Adulten ist schwarz-weiß gestreift.

Dieser etwa 200 g schwere Vogel fliegt im September über 4.000 km in die südlich der Sahara liegenden Winterquartiere. Das macht ihn zu einem ­ausgesprochenen Langstreckenzieher. Durch die intensive, unkontrollierte Bejagung entlang ihrer Zugroute im Mittelmeerraum sind die Bestände ­jedoch in ganz Europa stark zurück­gegangen. Studien zeigen einen Einbruch um etwa 70 % seit den 1970er-Jahren. Im Burgenland, in Niederöster­reich und Wien wird die Turteltaube auch bejagt. Die Entwicklung der Abschüsse ist ­jedoch schwierig zu eruieren, da sie mit der Ringel- und der Türkentaube als „Wildtaube“ geführt wird.

Bei uns taucht die Turteltaube gegen Ende April in warmen, trockenen Lebensräumen des Tieflandes auf. Bei der Balz übergibt der Tauber der ­Täubin Nistmaterial. Nach vorn gebeugt schnäbeln die Pärchen dabei – sie „turteln“. Die Turteltaube gilt daher auch als Liebes- und Glückssymbol. Die Übertragung des Begriffes „Turteltäubchen“ auf frisch verliebte Menschen scheint nicht weit hergeholt. Der Ruf dieser Taube ist völlig anders und klingt, dem Namen entsprechend, eher wie ein schnurrendes „Tuurr-tu-tuurr“.

Ringeltaube –  Altvoegel beim Revierkampf - Foto Helge Schulz - © Helge Schulz
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Ringeltaube– Altvogel mit Nistmaterial - Foto Helge Schulz - © Helge Schulz
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Türkentaube - Foto Helge Schulz - © Helge Schulz
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Türkentaube - Foto Jürgen Schilling - © Jürgen Schilling
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Ringeltaube - Foto Michael Migos - © Michael Migos
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Turteltauben (Streptopelia turtur) - Foto Kurt Kracher - © Kurt Kracher
Foto Kurt Kracher © Kurt Kracher
Hohltauben zu zweit - Foto Florian Kainz - © Florian Kainz
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Ringeltaube Flug - Foto Sven-Erik Arndt - © Sven-Erik Arndt
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Hohltaube - Foto Florian Kainz - © Florian Kainz
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Turteltaube im Frühjahr - Foto Reiner Bernhardt - © Reiner Bernhardt
Foto Reiner Bernhardt © Reiner Bernhardt
Ringeltaube auf einem abgeernteten Getreidefeld im August - Foto Michael Breuer - © Michael Breuer
Foto Michael Breuer © Michael Breuer

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