Baummarder - © Willi Rolfes
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Serie

Für Jäger und Naturinteressierte bietet jeder Monat des Jahres seine Highlights. Während manche Naturschauspiele, wie Brunft oder Balz, meist recht spektakulär ablaufen, gibt es auch zahlreiche Details, die uns auf den ersten Blick verborgen ­bleiben. Zeit, diese vor den Vorhang zu holen. – Baum- & Steinmarder.

Die Marderartigen stellen die artenreichste Familie unter den heimischen boden­lebenden Beute­greifern dar. Neben den namensgebenden Vertretern, wie dem Baum- und dem Steinmarder, zählen auch Dachs, Iltis, Fischotter, Hermelin und Mauswiesel zu dieser Gruppe. Sie alle haben den mehr oder weniger schlanken, langen Körperbau gemeinsam, und sie sind flinke und wendige Jäger auf Kleintiere. Im Folgenden soll der Fokus auf die Gattung der Echten Marder (Martes) gelegt werden, die in unseren Breiten aus dem Baum- und dem Steinmarder besteht.

Drei Merkmale

Baum- und Steinmarder sind nahe verwandt und einander daher nicht ohne Grund sehr ähnlich. Die Unterscheidung ist grundsätzlich nicht schwer, wenn man weiß, auf welche Merkmale zu achten ist. Dennoch bleibt das An­sprechen in Lebensräumen, in denen beide Arten vorkommen, eine Herausforderung. Meist bleiben nur wenige Sekunden Zeit, bis das Tier wieder verschwunden ist. Durch die überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Lebensweise beider Arten sind auch die Lichtbedingungen nicht immer optimal zum Ansprechen. Neben kleinen Details, wie der Kopfform, den Kiefern oder den Brantensohlen, gibt es drei recht offensichtliche Merkmale, auf die der interessierte Beobachter achten kann:

  • Fellfarbe
  • Kehlfleck
  • Nasenspiegel

Auch der Jahreslauf des Baum- und des Steinmarders sind mehr oder weniger ident. Wie auch das Rehwild oder der Braunbär haben beide Arten eine verlängerte Tragzeit durch die Keimruhe. Die Ranzzeit liegt in den Sommer­monaten Juni bis August mit Höhepunkt im Juli. In dieser Zeit sind die Tiere auch vermehrt tagaktiv. Die Ranz läuft alles andere als im Verborgenen ab. Zwar kann man sie nicht immer ­beobachten, doch wenn man auf das laute Kreischen und Fauchen achtet, das die Tiere bei ihren geräuschvollen Verfolgungsjagden von sich geben, weiß man, dass es wieder so weit ist. Der Rüde jagt dabei die Fähe, die etwa 10 Tage lang brünstig ist und in dieser Zeit mehrfach gedeckt wird.

Wussten Sie, dass die kroatische Währung „Kuna“ übersetzt Marder heißt, man in ­Kroatien also mit Mardern zahlt?

Wappentier & Zahlungsmittel

Nach mehreren Monaten der Keimruhe entwickelt sich die befruchtete Eizelle etwa im Jänner bzw. Februar weiter. Binnen 44 Tagen wirft die Fähe ihren Nachwuchs, bestehend aus etwa drei Jungen, in Höhlen oder anderen sicheren Unterschlüpfen. Die Hauptwurfzeit fällt dabei – wie auch beim Rotfuchs – in den April. Eine Zeit, in der bereits wieder Mäuse und andere kleine Beutetiere vorhanden sind. Der Nachwuchs ist in den ersten Wochen blind und verlässt die Wurfhöhle nicht. Er wird etwa acht Wochen lang gesäugt und ist im frühen Herbst selbstständig.

In Bezug auf die Nahrung sind die beiden Arten sehr anpassungsfähig. Die zahlreichen Nahrungsquellen werden abhängig von der Verfügbarkeit an­genommen. Neben der Hauptbeute, den Mäusen, werden auch Fallwild, Aas, Kaninchen, Früchte, Beeren (diese machen im Herbst bis zu ein Drittel der ­Nahrung aus!), Insekten, Eier, Amphibien und gelegentlich auch Hausgeflügel angenommen. In Städten verschmähen Steinmarder auch Tauben und Ratten nicht. Generell nimmt die pflanzliche Kost jedoch einen großen Anteil ein. Beide Arten legen sich dabei teils auch Nahrungsdepots für den Winter an.

Der begehrte Pelz sowie die geringe Scheu des Steinmarders haben seine Beziehung zum Menschen über die Jahrhunderte geprägt. So ist er unter anderem Wappentier der historischen Region Slawonien (Kroatien) und auch auf dem kroatischen Wappen vertreten. Er scheint offenbar sogar so wichtig zu sein, dass in Kroatien noch heute mit „Mardern“ – die kroatische Währung „Kuna“ heißt übersetzt Marder – bezahlt wird.

Goldkehlchen

Der Baummarder ist fast in ganz Europa verbreitet und kommt sogar in den ­sibirischen Regionen weit im Norden vor, die der Steinmarder meidet. Er bevor­zugt zusammenhängende Wälder mit Altholzbeständen, wo er verlassene Baumhöhlen in Beschlag nimmt und dort seinen Nachwuchs zur Welt bringt. Offene, freie Flächen werden gemieden. Im Gebirge ist er daher nur bis zur Baumgrenze zu finden.

Wegen seines hochwertigen und beliebten Pelzes wird der Baummarder auch als „Edelmarder“ bezeichnet. Das Fell des Baummarders ist dicker als das seines Verwandten, des Steinmarders, wodurch die Unterwolle, die ihn vor Kälte schützt, nicht sehr deutlich zur Geltung kommt. Der äußerliche Gesamt­eindruck des Pelzes wird daher meist als dunkel- oder kastanienbraun beschrieben. Der Kehlfleck des Baummarders ist dottergelb bis orange, was ihm den Namen „Goldkehlchen“ ein­gebracht hat. Dieser ist unregelmäßig und verläuft sich teils in Flecken. Der Nasenspiegel ist, wie der Pelz, dunkel.

Der Baummarder ist quasi der ­seltenere und heimlichere „Bruder“ des Steinmarders. Er ist ein ausgesprochen guter Kletterer und verbringt damit auch viel Zeit in den Baumkronen.

Weißkehlchen

Der Steinmarder ist nicht ganz so gut an die kalten Lebensräume angepasst wie der Baummarder. Er meidet daher die nördlichen Verbreitungsgebiete seines Verwandten. Der Steinmarder ist ein Kulturfolger und inzwischen auch in Großstädten anzutreffen. Hier gibt es immer etwas zu fressen, und außerdem finden sich dort überall geeignete ­Verstecke zum Ruhen oder für die Jungen­aufzucht. Dennoch kommt der Steinmarder auch in den Lebensräumen des Baummarders vor. Obwohl er gut klettert, findet man ihn in der Regel eher am Boden lebend.

Der Pelz des Steinmarders ist nicht ganz so dicht, wodurch die helle Unterwolle zwischen den dunklen Grannenhaaren hindurchscheint, was ihm ein eher gräuliches Aussehen verleiht. Der Kehlfleck ist weiß – daher der Spitzname „Weißkehlchen“ – und gabelt sich nach unten. Er ist regelmäßiger als der des Baummarders und läuft teils noch auf den Vorderläufen aus. Der Nasenspiegel ist fleischfarben und nicht ­dunkel wie beim Baummarder.

Anders als der Baummarder ist der Steinmarder dem Menschen gegenüber nicht scheu. Er hat gelernt, mit uns zu leben und profitiert vielfach auch von unserer Gesellschaft. Diese Zuneigung wird ihm von menschlicher Seite allerdings nicht erwidert. Das liegt unter anderem daran, dass er für die Marderschäden an Autos verantwortlich ist. Dabei ärgert er die Betroffenen nicht mutwillig, sondern folgt seinen natür­lichen Trieben. Rüden beider Marder­arten markieren ihr Revier intensiv und verteidigten es vehement. Dabei kann etwas beobachtet werden, das als „intrasexuelle Territorialität“ bezeichnet wird. Während Rüden untereinander aggressiv sind, können sich ihre Reviere durchaus mit denen der Fähen überschneiden.

Zurück zu den Autos: Sucht ein Rüde Schutz oder Wärme unter der Motorhaube eines Autos, hinterlässt er Gerüche. Parkt der nichts Böses ­ahnende Fahrer sein Gefährt nun in dem Territorium eines anderen Rüden, wird dieser die Gerüche des ersten als Provokation verstehen und sich in aggressiven Beißattacken verlieren.

Baummarder - © Willi Rolfes
© Willi Rolfes
Baummarder - © Reiner Bernhardt
© Reiner Bernhardt
Baummarder - © Michaela Walch
© Michaela Walch
Steinmarder - © Michaela Walch
© Michaela Walch
Steinmarder - © Horst Jegen
© Horst Jegen

Baum- & Steinmarder: Höhepunkte im Überblick

  • Jänner/Februar: Ende der Keimruhe; Beginn der eigentlichen Tragzeit.
  • März: Beginn der Wurfzeit (nach etwa 44 Tagen); Säugezeit.
  • April: Hauptwurfzeit; Jungenaufzucht durch Fähe; Jungmarder öffnen nach fünf Wochen die Augen; Säugezeit; Haarwechsel (Sommer).
  • Mai: Jungenaufzucht durch Fähe; Jungmarder öffnen nach fünf Wochen die Augen; Säugezeit; Haarwechsel (Sommer).
  • Juni: Jungenaufzucht durch Fähe; Beginn der Ranzzeit; erhöhte Tagaktivität.
  • Juli: Ranzzeit; Höhepunkt der Ranz in der zweiten Monatshälfte; Rüden jagen Fähen; ­erhöhte Tagaktivität; Jungen­aufzucht durch Fähe.
  • August: Ranzzeit; erhöhte Tag­aktivität; Rüden jagen Fähen; Beginn der Tragzeit (Keimruhe).
  • September/Oktober: teils noch erhöhte Tagaktivität; Keimruhe; Jungtiere werden selbstständig; Auflösen der Familienverbände; Abwandern junger Rüden.
  • November/Dezember: Keimruhe.